Programmdetails

Kauschke, Prof. Dr. Christina & Klann-Delius, Prof. Dr. Gisela

Universität Potsdam, Institut für Linguistik & Freie Universität Berlin, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften

Emotionale Aspekte des Wortlernens (Vortrag)

Das Verständnis dafür, dass Menschen Subjekte mit eigenen Wünschen, Gefühlen, Annahmen und Gedanken sind und dass innere Vorgänge und Zustände ihr Verhalten bestimmen, entwickelt sich bei Kindern in einem schrittweise verlaufenden Prozess, der schließlich zur so genannten theory of mind führt. Dieser Teil der kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung steht in einem engen Zusammenhang mit der wachsenden Fähigkeit, innere Zustände zu versprachlichen, der internal state language. Zwischen dem Sprechen über Inneres und der theory of mind wird ein wechselseitiger Beeinflussungsprozess angenommen. Darüber hinaus wird auch angenommen, dass die theory of mind und die internal state language (ebenso wie der Lexikonerwerb insgesamt) in interpersonellen interaktiven Austauschprozessen angeeignet wird (Astington 1996, Hobson 2002).Die produktive Verwendung von Wörtern für innere Zustände wird als Fenster zu den zugrunde liegenden sozial-kognitiven Konzepten des Kindes angesehen (Bartsch & Wellman 1995). So kann z. B. die beobachtbare Verwendung von Emotionswörtern Aufschluss darüber geben, welche Konzepte über Emotionen dem Kind zur Verfügung stehen und wie sich diese verändern. Dazu stellen wir eine empirische Studie vor, in der die Produktion von Wörtern über innere Zustände bei Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr und deren Müttern untersucht wurde. Dabei wurde das Auftreten der Inhaltskategorien ?Emotion?, ?Physiologie?, ?Modalität und Moral? sowie ?Kognition? untersucht. Aus den sich verändernden Anteilen dieser Kategorien im Verlauf der Sprachentwicklung können Rückschlüsse auf typische Erwerbssequenzen beim Sprechen über Inneres gezogen werden. Die Analyse der Verwendung der internal state Wörter seitens der Mütter gibt zudem Aufschluss darüber, in welchem Maße die Aneignung der internal state language durch sozial-interaktive Austauschprozesse unterstützt wird. Dies wird an weiteren Daten über dialogische Verhandlungen von Bedeutungen in einer emotionalen Situation zwischen Kindern und ihren Müttern belegt. Diskutiert wird, inwieweit sich das Reden über Gefühle und andere innere Zustände einem Zusammenspiel von kind-spezifischen und umwelt-spezifischen Mechanismen verdankt.

Donnerstag, 21.09.2006 - 15:00 Uhr | Saal Heumarkt | 45 min.

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vom 21.-23. September 2006 im Maritim Hotel Köln